Schwarze Mutterschaft in den USA
von Arwin
Mahdavi Naraghi
„He told me I was his
property; that I must be subject to his will in all things.
My soul revolted against the mean tyranny. But where could I turn for protection?“
My soul revolted against the mean tyranny. But where could I turn for protection?“
(Jacobs 2001: 26)
„why can we never talk about
the blood. the blood of our ancestors.
the blood of our history. the blood between our legs.
the blood of our history. the blood between our legs.
1. Einleitung
In
der ersten Frauenbewegung war eine zentrale Forderung das Recht auf
Erwerbsarbeit, da diese die Grundlage für ein Heraustreten aus der ökonomischen
Abhängigkeit zum Mann bildete. Es wurde darauf verwiesen, dass insbesondere die
Mutterschaft und die damit einhergehende Verhäuslichung ein Hindernis für den
Eintritt in die Arbeitswelt darstelle. Während die Erste Frauenbewegung in
weiten Teilen die 'natürliche' Gleichsetzung von Frauen mit der
Reproduktionssphäre nicht kritisierte, wandte sich die Zweiten Frauenbewegung
gegen dieses Rollenbild. Dabei wurden insbesondere die vermeintlich natürlichen
Rollenzuschreibungen angegriffen. Es war – bezogen auf den anglophonen Raum –
ein Kampf gegen das viktorianische Frauenbild, wonach die Frau ein
entsexualisiertes Wesen, deren Berufung die Mutterschaft und die Führung des
Haushaltes sei. Es war die Zurückweisung des Bildes der domestizierten
bürgerlichen Hausfrau. Sowohl die Kritik der Ersten als auch der Zweiten
Frauenbewegung ignorierte jedoch in weiten Teilen die Lebensrealität Schwarzer
Frauen.[1]
Sie orientierte sich in erster Linie an den Problemlagen weißer Frauen,
was sich wiederum in Forderungen wie der nach Erwerbsarbeit widerspiegelt. Denn
gerade der Zwang zur Arbeit ist und war es, dem sich Schwarze Frauen – im
Gegensatz zu den weißen Frauen und Feminist_innen – in den USA schon
immer ausgesetzt sahen (vgl. hooks 1984: 133 f.). Doch nicht nur die sozialen
und ökonomischen Lebensbedingungen Schwarzer Frauen wurden in der Analyse
ausgeblendet, sondern auch die diesen entsprechenden Frauenbilder. Während weiße
Frauen dem viktorianischen Frauenbild zu entsprechen hatten, erfuhren Schwarze
Frauen Zuschreibungen, die diesem diametral entgegenstanden. Insbesondere im
Komplex um Schwarzer Mutterschaft griffen rassistische und sexistische
Vorstellungen ineinander und führten zugleich zu einem völlig anderen
gesellschaftlichen Zugriff. Hiervon ausgehend erschienen Schwarze Frauen und
Mütter als „anomalies“ (Davis 1982: 10).
Die
folgende Arbeit widmet sich der Frage, wie historisch der gesellschaftliche
Zugriff auf Schwarze Frauen und Mutterschaft in den USA aussieht. Dabei geht es
um das Zusammenwirken von rassistischen und sexistischen Rollenkonstruktionen
von Schwarzer Weiblichkeit und Mutterschaft und der gesellschaftlichen Stellung
von Schwarzen als Frauen und Mütter.
Für
die Beantwortung der Fragestellung wird zunächst das Spannungsfeld betrachtet,
in dem sich Schwarze Frauen bewegen (2.). Darauffolgend wird die soziale
Stellung von schwarzen Frauen während der Sklaverei beleuchtet und insbesondere
der Zugriff auf ihre Körper (3.). Ihre sexuelle Ausbeutung steht dabei im
Kontext einer spezifischen Vorstellung von Schwarzer Weiblichkeit, in der
Rassismus und Sexismus ineinandergreifen. Diese Konstruktionen von Schwarzer
Weiblichkeit und Mutterschaft drücken sich in den Figuren der Jezebel und Mammy
aus (3.1.). Die Freisetzung aus den Zwängen der Sklaverei war für die meisten
Schwarzen Frauen nicht gleichbedeutend mit Neupositionierung innerhalb der
Gesellschaft. Vielmehr blieben viele aufgrund der ökonomischen Verhältnisse und
den spezifischen Vorstellungen von Schwarzer Weiblichkeit weiterhin gefesselt
an die alten Verhältnisse (4.). Diese festen Zuschreibungen, die sich innerhalb
der Sklaverei herausgebildet haben, blieben nicht nur in der unmittelbaren Zeit
nach ihrer Abschaffung bestehen, sondern ziehen sich vielmehr durch
unterschiedliche soziopolitische und wissenschaftliche Diskurse der USA und
beeinflussen zugleich die gesellschaftliche Stellung der Schwarzen Frau und
Mutter. Sie manifestieren sich in dem verbreiteten Bild der 'black single
mother' als Verantwortliche für die allgemeine soziale und ökonomische
Ausgrenzung Schwarzer Menschen in der US-amerikanischen Gesellschaft (4.1). Die
Annahme einer defizitären Schwarzen Familienstruktur legitimierte und
ermöglichte es dem US-amerikanischen Staat eine direkte Kontrolle und einen
erleichterten Zugriff auf die Schwarze Bevölkerungspolitik (5.). Umrahmt wird
die vorliegende Arbeit zugleich von musikalischen und literarischen
Produktionen Schwarzer Künstler_innen, in denen die unterschiedlichen Facetten
des Themenkomplexes Schwarze Frauen, Mutterschaft, rassistische und sexistische
Weiblichkeitsbilder ihren Ausdruck finden.
2. Historische Entwicklung von
Mutterschaft unter Schwarzen Frauen in den USA
Die Konstruktionen Schwarzer Weiblichkeit und die soziale Stellung Schwarzer Frauen während der Sklaverei in den USA bildete lange Zeit eine Leerstelle im historischen Diskurs. Dabei ist eine Betrachtung aus unterschiedlichen Gründen relevant. Zum einen kreuzen sich in den Konstruktionen die zwei „most welldeveloped ideologies in America, that regarding women and that regarding the Negro“ (White 1985: 27). Zum anderen wirken diese im US-amerikanischen Diskurs um Schwarze Frauen, Mutterschaft und Bevölkerungspolitik bis heute fort. Gerade bezogen auf Letztere lässt sich erkennen, dass die ethnische Zugehörigkeit eines der wesentlichen Kriterien ist, an der sich die Erwünschtheit bzw. das Absprechen/Verhindern von Mutterschaft misst. In diesem Sinne könnten „aus der Ära der Sklaverei Schlüsse gezogen werden (...), die dem gegenwärtigen Emanzipationskampf der schwarzen Frauen (…) Anstöße geben könnten“ (Davis 1982: 8).
3. Soziale Stellung der Schwarzen Frau
während der Sklaverei
Das von den weißen Sklavenhaltern
eingerichtete System vollzog sich auf der Grundlage zweier ineinandergreifender
Praktiken: Zum einen fand eine „dehumanization of Africans on the basis of
race“ (Roberts 1993: 7) statt, zum anderen wurde die Sexualität und die Reproduktion
der Sklavinnen kontrolliert. Diese Verquickung von Rassismus und Patriarchat
äußerte sich beispielsweise in den gesetzlichen Regelungen der
amerikanisch-britischen Kolonien. Die ersten Gesetze, die erlassen wurden,
regelten den Status von Kindern, die zwischen weißen Sklavenhaltern und
Schwarzen Sklavinnen gezeugt wurden. Kinder aus einer solchen Verbindung hatten
grundsätzlich dem Status der Schwarzen Mutter zu folgen und waren demnach auch
Sklav_innen (vgl. Higginbotham 1977: 43).[2]
Allgemein offenbart sich im Rechtsstatus der Sklav_innen die Dehumanisierung
durch die Sklavenhalter. So galten die Schwarzen als Eigentum und wurden als
Profit bringende Arbeitsmittel betrachtet. In diesem Sinne konnten diese aus
der Perspektive der Sklavenhalter auch geschlechtslos sein:
„Under racism and bondage, Black women lose recognition and status as
'women'. The only 'women' are those whose men have ultimare control and
domination over people of color (…). Black men and women are neither man nor
woman, they are non beings, e.g., chattel (...) underclass.“ (Omolade 1987: 242 f.; vgl. hierzu auch Davis 1982: 8
f.)
Das Absprechen der Geschlechtlichkeit
durch den Rechtsstatus auf der einen Seite und dem instrumentellen Verhältnis
der weißen Sklavenhalter gegenüber den Sklav_innen auf der anderen
bedeutete jedoch keineswegs, dass das Geschlecht der Frauen keine Rolle
spielte. „Wenn es galt, sie wie Männer auszubeuten, wurden sie wie
geschlechtslose Wesen behandelt, aber wenn es galt, sie auf eine Weise
auszubeuten, zu quälen und zu unterdrücken, wie es nur bei Frauen möglich ist,
wurden sie an ihre spezifisch weibliche Rolle gesperrt“ (Davis 1982:
11). Die Vergewaltigung durch die weißen Sklavenhalter diente auch zu
einer Verfestigung der weißen Dominanz.
Eine Zäsur in dem Verhältnis von Schwarzen
Frauen, sexueller Selbstbestimmung und Mutterschaft bildete die Abschaffung des
internationalen Sklavenhandels, die besonders die Entwicklung der
Baumwollindustrie betraf. Durch den Mangel an neuen Arbeitskräften sahen sich
die Sklavenhalter gezwungen, auf die natürliche Fortpflanzung und Vermehrung
der Sklav_innen zu setzen (vgl. Schwartz 2006: 1). Der Wert einer schwarzen Frau bemaß sich von
nun an „upon their ability to reproduce healthy offspring, which could be sold
to increase the slave owner’s wealth“ (West/Johnson 2013: 1 f.). Diese
'Inwertsetzung' des weiblichen schwarzen Körpers bedeutete zugleich einen
stärkeren Zugriff auf diesen. Schwarze Frauen wurden von nun an insbesondere
unter dem Gesichtspunkt ihrer Fruchtbarkeit bewertet. Das bedeutete jedoch nicht,
„dass die schwarze Frau als
Mutter mehr respektiert worden wäre denn als Arbeitskraft. Die ideologische
Überhöhung der Mutterschaft, so beliebt sie auch im neunzehnten Jahrhundert
war, bezog sich nicht auf die Sklavinnen. Vielmehr waren in den Augen der
Sklavenhalter die versklavten Frauen überhaupt keine Mütter: Sie waren
schlichte Werkzeuge, die das Wachstum der Sklavenarbeiterschaft garantierten.
Sie waren 'Zuchttiere' deren Marktwert nach ihrer Gebährleistung genau
kalkulierbar war“ (Davis 1982: 11).
Die Fixierung auf die
Reproduktionsfähigkeit Schwarzer Frauen intensivierte sich schließlich
ausgehend von einer gerichtlichen Entscheidung im Süden Carolinas, welche es ermöglichte,
dass die Sklavinnen den Rechtsanspruch auf die eigenen Kinder zu entziehen
(vgl. ebd.). Somit konnten die Kinder vom Sklavenhalter unabhängig vom Alter
feilgeboten werden. Mit dem Verkauf von Kindern als Sklav_innen eröffnete sich
für die Plantagenbesitzer eine neue Möglichkeit, jenseits der Produktion auf
dem Feld, Reichtum zu akkumulieren. Der neue ökonomische Anreiz führte sogar
teilweise zu einer gezielten Züchtung. Die Sklavenhalter wählten dabei nach
unterschiedlichen Kriterien diejenigen Sklav_innen aus, von denen sie sich eine
erfolgreiche und gewinnbringende Fortpflanzung erhofften. Sie
„encouraged or even required a 'fine and stout' man to marry a similarly
built woman (…). On other plantations (...) the master used a “stockman,”
'travelin’ nigger,' or a 'breedin’ nigger' (…). 'They was weighed and tested. A
man would rent the stockman and put him in a room with some young women he wanted
to raise children from.” (Escott 1979:
42; vgl. auch Smithers 2012; vgl. auch Rawick
1972: 88).
Die Eröffnung eines neuen Marktes
bedeutete für die Schwarzen Sklavinnen zugleich einen zunehmenden Zugriff auf
ihren Körper durch die weißen Sklavenhalter. Sklavinnen, die keine
Kinder gebaren, wurden entweder bestraft, dazu gezwungen sich fortzupflanzen
oder vergewaltigt. Gleichzeitig wurden Schwangerschaften auch belohnt (vgl.
Davis 1982; Roberts 1993: 7), jedoch ist dies in keiner Weise gleichbedeutend mit
der Überhöhung der Mutterschaft, wie sie in dem viktorianischen Frauenbild
vorzufinden ist. So mussten Schwarze Frauen trotz ihrer Schwangerschaft auf der
Plantage arbeiten. Es sollte sowohl ihre Produktions- als auch ihre
Reproduktionsfähigkeit bis zum Maximum ausgeschöpft werden. Dies spiegelt sich
nicht zuletzt auch in der Lebenserwartung Schwarzer Sklav_innen wider. Zwischen
1850 und 1860 erreichten weniger als zwei von drei Schwarzen Kindern das zehnte
Lebensjahr. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Schwarzen Sklavinnen lag
bei 33,6 Jahren (vgl. Collins 2000: 51). Die hohe Mortalität unter den Kindern,
die auf die schlechten Lebensverhältnisse zurückzuführen sind, bestätigte
wiederum die weißen Frauen in ihrer Annahme, dass Schwarze Frauen nicht
in der Lage seien, ihre Kinder adäquat zu versorgen (Roberts 2017: 14).
Die Fixierung auf die
Reproduktionsfähigkeit bedeutete nicht nur einen stärkeren Zugriff auf den
Körper, sondern war mit einem wesentlichen Eingriff in die
Mutter-Kind-Beziehung verbunden. Da beide den Besitz des Sklavenhalters
darstellten, war ihr Schicksal abhängig von seinem Willen. „Slave owners alienated slavewomen from their
children through the sale of either mother or child to other slave owners and
through the control of childbearing“ (Roberts 1993: 13). Darüber hinaus
stand auch die Kindererziehung in der Entscheidungsgewalt des Sklavenhalters.
Da Mutterschaft nicht gleichbedeutend war mit einem Aussetzen der Arbeit,
wurden die Kinder in die Obhut derjenigen Sklav_innen gegeben, die zu alt, zu
jung oder zu schwach waren, um zu arbeiten. Andere Sklavinnen nahmen ihre
Kinder mit auf die Plantagen (vgl. Davis 1982: 14; vgl. Dennewitz 1997: 128). Dies
schützte jedoch nicht davor, dass sie jederzeit verkauft und getrennt werden konnten.
Die Auktion stellte somit die schmerzvollste Erfahrung in der Mutter-Kind
Beziehung dar. Die ständige Angst vor einer möglichen Trennung und dem Verlust
wird im vorliegenden Sklavenlied thematisiert:
„Mother, is master going to sell us
tomorrow?/ Yes, yes, yes!/O, watch and pray
Going to sell us in Georgia?/ Yes, yes, yes!/ O, watch
and pray
Farewell; mother, I must leave you/ Yes, yes, yes!/ O,
watch and pray
Mother don't grieve after me/ No, no, no!/ O, watch
and pray
Mother, I'll meet you in heaven/ Yes, my child!/ O,
watch and pray“ (o.A.)
Der Verlust der Selbstbestimmung über den
eigenen Körper, der Entzug der Kinder und die ständige Möglichkeit einer
Auflösung der Mutter-Kind-Beziehung blieb jedoch von den Schwarzen Frauen nicht
unbeantwortet. So gab es unterschiedliche Formen – wie die Abtreibung oder
Fluchtversuche – um sich der Mutterschaft von vorneherein zu entziehen oder die
Kinder vor der endlosen Zwangsarbeit zu schützen. Angetrieben von dem Wunsch,
dass die eigenen Nachkommen nicht dasselbe Schicksal erleiden, entschieden sich
einige Schwarze Frauen zu Infantiziden (vgl. Allen 2015: 473). In diesem
Zusammenhang ist Margaret Garner zu nennen – deren Geschichte als Vorlage für
Toni Morrisons Roman „beloved“ diente –, die aus den konkreten Erfahrungen der
Sklaverei heraus ihre Kinder tötete. Den Entscheidungsprozess reflektiert Toni Morrison, wenn sie die
Protagonistin Sethe (Margaret Garner) sagen lässt: „It's my job to know what is
and to keep them away from what I know is terrible. I did that“
(Morrison 1987: 194).
Zusammenfassend markierten der Zugriff und
die Kontrolle über die Reproduktion während der Epoche der Sklaverei den Beginn
einer Objektivierung, in der Mutterschaft von Schwarzen Frauen zu einem
Gegenstand sozialer Regulation wurde statt Ausdruck eines selbstbestimmten
Prozesses. Nicht nur, dass der Schwarzen Frau jede Autonomie über ihren Körper
abgesprochen wurde, auch die Mutter-Kind-Beziehung war dem Willen des
Sklavenhalters unterworfen. Diese Fremdbestimmung legte das Fundament für die
bis heute anhaltende Regulation von Schwarzen Körpern und Schwarzer
Mutterschaft.
4. Die Konstruktion der Schwarzen Frau
– zwischen Jezebel und Mammy
Die körperlich-sexuelle Ausbeutung von
Schwarzen Frauen steht im Kontext einer spezifischen Vorstellung von Schwarzer
Weiblichkeit, in der Rassismus und Sexismus ineinandergreifen. Schwarze Frauen
entsprachen von Beginn an nicht dem gesellschaftlich hegemonialen weißen
Ideal. Als „anomalies“ (Davis 1982: 10) kam ihnen derselbe Status zu wie Arbeitsmitteln.
Das Absprechen von Weiblichkeit verschärfte sich mit der Durchsetzung des
viktorianischen Frauenbildes, wonach sich die weiße Frau durch ihre
fürsorgliche Tätigkeit im Haushalt auszeichne, der labor of love, ihrer
moralischen Integrität und ihrer Nicht-Sexualität (vgl. Brock/Duden 1977: 121).
Die Eigenschaften, die dem Charakter der Schwarzen Frau angedichtet wurden,
stehen im Gegensatz zum viktorianischen Ideal der Frau, als Mutter,
Ehepartnerin und Haushälterin. Sie beinhalten bereits Zuschreibungen, auf deren
Grundlage Schwarzen Frauen die Fähigkeit zur Mutterschaft bzw. zur Fürsorge
abgesprochen wird. In diesem Zusammenhang ist eines der verbreitetsten Bilder,
die den Charakter von Schwarzen Frauen darstellen soll – und welches sich bis
heute festgeschrieben hat – zu nennen: Jezebel. Diese Figur ist benannt nach
der biblischen Figur der Isebel, die ihren Mann König Ahab dazu brachte, sich
von JHWH ab – und sich dem phönizischen Gott Baal
zuzuwenden. In der Bibel wird sie als intrigant und verführerisch dargestellt.
Sie schafft es, sich Männer gefügig zu machen. Während sich die Verführung im
Neuen Testament auf die Zuwendung zu Baal bezog, wird die Verführung bei der
Gleichsetzung der Isebel (Jezebel) mit Schwarzen Frauen sexuell aufgeladen. Dabei
wird Jezebel als eine Frau dargestellt, die nicht nur ihren sexuellen Wünschen
unterworfen ist, sondern die durch ihre sexuellen Fähigkeiten sich Männer
gefügig machen kann. „In every way Jezebel was the counterimage of the mid-nineteenth-century
ideal of Victorian lady. She did not lead men and children to God, piety was
foreign to her. She saw no advantage in pridery, indeed domesticity paled in
importance before matters of the flesh“ (White 1987: 29). Diese
Vorstellung von Schwarzer Weiblichkeit als unmoralisch, sorglos, trickreich,
dominant und promiskuitiv galt zugleich als ein Indiz für die Unfähigkeit
Schwarzer Frauen die Rolle der Mutter ausüben zu können. Zugleich wurde mit dem
Verweis auf die vermeintliche Promiskuität und Unmoral die sexuellen Übergriffe
rationalisiert. „This image
gave the impression that Black women could not be rape victims because they
always desire sex“ (West 2008: 294). So gehen Historiker_innen davon aus, dass
„at least 58% of enslaved women between the ages of 15 and 30 had been sexually
assaulted by White men“ (West/Johnson 2013: 2). Selbst nach dem Ende
des Amerikanischen Bürgerkrieges stellten einige Staaten die Schwarzen Frauen
nicht unter denselben rechtlichen Schutz wie weiße Frauen und
reproduzierten weiterhin das Bild der nicht vergewaltigbaren Schwarzen Frau. Zum Beispiel galt in Kentucky im
Jahre 1867 nur derjenige als Vergewaltiger, „who shall 'unlawfully and carnally
know any white woman, against her will or consent'“ (Sommerville 2004: 148). Das
Stereotyp der übersexualisierten, unmoralischen, unreinen und bösen Schwarzen
Frau fand in unterschiedlichsten Praktiken und gesetzlichen Regelungen ihre Entsprechung:
„the laws against intermarriage; the denial of the title 'Miss' or
'Mrs.' to any black woman; the taboos against respectable social mixing of the
races; the refusal to let black women customers try on clothing in stores
before making purchase; the assigning of a single toilet facilities to both
sexes of Blacks; the different legal sanctions against rape, abuse of minors
and other sex crimes when committed against white or black women“ (Lerner 1972:
163 f.).
Das Ende der Sklaverei führte nicht zu
einer Dekonstruktion der Figur, sondern diese wurde „deliberately and
systemically perpetuated“ (Roberts 1993:12) und findet sich auch in der
modernen amerikanischen Kultur wieder. Insbesondere in den Texten von
US-Amerikanischen Hip-Hop Künstlern nimmt der Charakter der Jezebel in der
Figur der 'Ho/bitch' eine zentrale Rolle ein. Die 'Ho' ist ein sexuelles Objekt,
das zur Befriedigung aller Wünsche genutzt werden kann. „She is generally depicted as a person with no
conscious, no self-esteem, and no values“ (Adams/Fuller 2017: 948). Diese
Darstellung von Schwarzen Frauen zieht sich durch das gesamte Genre und findet
sich dementsprechend auch bei Schwarzen Rappern wieder. „The issue here lies in African-American
acceptance of such images. African-American men and women alike routinely do
not challenge these and other portrayals of Black women as “hoochies” within Black
popular culture“ (Collins 2000: 82). Dabei bleibt nicht nur eine
Problematisierung aus, vielmehr findet eine Reproduktion eben dieser Stereotype
statt. „Misogyny in rap music serves
to port the ideological and social systems that have historically African
American women at the bottom of the social strata. (Adams/Fuller 2006: 952).
Obwohl Misogynie im Allgemeinen einen festen Bestandteil des Raps bildet, sind
Schwarze Frauen verstärkt betroffen, „as the images of women portrayed in the songs, on the CD covers, and in
the music videos are most often that of an African American woman“ (ebd.: 955).
Zu nennen ist hier beispielsweise der im Jahre 1991 von N.W.A herausgebrachte
Track „She Swalloed It“, in deren Mittelpunkt offensichtlich eine Schwarze Frau
steht:
„Slow
is the tempo - now talkin' but a nympho
So peep it out here goes the info
This is a bitch that did the whole crew
She get it so much we make bets on who the ho would love to go through
And for the shit that she does, give her a drum roll
Because the dumb bitch licks out the asshole
And she'll let you videotape her
And if you got a gang of niggas, the bitch would let you rape her
She likes suckin' on dicks, and lickin' up nut
And they even take the broomstick up the butt
So peep it out here goes the info
This is a bitch that did the whole crew
She get it so much we make bets on who the ho would love to go through
And for the shit that she does, give her a drum roll
Because the dumb bitch licks out the asshole
And she'll let you videotape her
And if you got a gang of niggas, the bitch would let you rape her
She likes suckin' on dicks, and lickin' up nut
And they even take the broomstick up the butt
(…) She's
addicted to suck a good dick“ (N.W.A 1991)
Die weibliche Protagonistin entspricht
dabei in weiten Teilen der Figur der Jezebel. Ihre Charakterzüge decken sich
mit den Zuschreibungen an Schwarze Frauen in der Phase der Sklaverei. In dem
Text wird ihr der Status als Frau, als menschliches Wesen, abgesprochen. Sie
sei vielmehr eine 'bitch', die sich insbesondere durch ihr Verlangen nach Sex
auszeichne. Dies sei so weit ausgeprägt – hier wird an die weiße
Argumentation aus der Ära der Sklaverei angeknüpft –, dass ihre Vergewaltigung
nur eine Erfüllung ihres eigenen sexuellen Verlangens darstelle und folglich
auch nicht als Vergewaltigung zu werten sei.
Die Wirkmächtigkeit des Stereotyps und
seine Perpetuierung hat auch heute noch reelle Auswirkungen auf die Stellung
der Schwarzen Frau. So divergiert die Einschätzung im Rahmen einer Befragung,
ob eine Vergewaltigung vorliegt oder nicht, je nach race des Opfers. Erzwungene
sexuelle Handlungen werden weniger als solche wahrgenommen, wenn das Opfer eine
Schwarze Frau ist (vgl. Foley/ Evancic/Karnik/King/Parks 1995). „Racial history and rape myths thus
make African American women more vulnerable to forced sexual encounters while
simultaneously making accusations of rape more difficult for them“ (ebd.: 15). Während
Vergewaltigungsopfer generell häufig von 'victim blaming' betroffen sind, tritt
beim Vorwurf gegenüber Schwarzen Frauen – ausgehend von der Kontinuität des
Jezebel Stereotyps – eine weitere Komponente hinzu.
Neben dem Bild der Jezebel existierte in
der Epoche der Sklaverei eine weitere Konstruktion Schwarzer Weiblichkeit, die
auch die Vorstellung einer Unfähigkeit Schwarzer Frauen zur Fürsorge der
eigenen Kinder beinhaltet und bis in die heutige Zeit virulent ist: Das Bild
der 'Mammy'. Während die Figur der Jezebel dem weißen Mutterideal
diametral entgegensteht und dementsprechend Schwarzen Frauen die Fähigkeit zur
Erziehung abspricht, verkörpert das Bild der Mammy die ideale Schwarze Frau aus
Sicht der weißen. Es bezieht sich auf die „Black female house servant
who cared for her master's children“ (Roberts 2017: 13), die aufgrund ihrer
„expertise in all domestic matters“ (White 1985: 47) zur „premier house servant“
(ebd.) wurde. Obwohl davon auszugehen ist – auch mit Blick auf die niedrige
Lebenserwartung Schwarzer Frauen –, dass die Haushälterinnen jung und
ungebunden waren, bildet die Figur der Mammy das genaue Gegenteil ab (vgl.
hooks 1992: 85). Ihre
äußerliche Erscheinung wird beschrieben als alt, „fat (…); she also had to give
the impression of not being clean so she was the wearer of a greasy dirty
headrag (…)“ (ebd.). Im Gegensatz zur Jezebel bezieht Mammy also ihren
Wert nicht aus ihrer Körperlichkeit, sondern vielmehr aus ihren 'weichen'
Charakterzügen. So wird sie häufig als asexuell und zugleich mütterlich dargestellt.
„She gave the whites the
perfect slave – a loyal, faithful, contented, efficient, conscientious member
of the family who always knew her place; and she gaves the slaves a
white-approved standard of black behaviour“ (Genovese 1974: 356). Somit
stellt sie zum einen – aus sexueller Perspektive im Gegensatz zur Jezebel –
keine Bedrohung für die weißen Frauen dar und zum anderen ordnet sie
sich in die rassistisch-patriarchale Gesellschaftsordnung freiwillig ein. Dementsprechend
ist die Figur der Mammy als ein positiver Entwurf Schwarzer Weiblichkeit
einzuordnen. Während in Jezebel Eigenschaften hineinprojiziert wurden, die ihre
sexuelle Ausbeutung legitimierten, verkörperte die Figur der Mammy
Eigenschaften, die ihre Ausbeutung im Bereich der Reproduktionssphäre
rechtfertigte bzw. als einen freiwilligen Akt erscheinen ließen. Die
Besonderheit sowohl bei Jezebel als auch bei Mammy liegt darin, dass die
Ausbeutung für die weißen nicht als eine solche erscheint, sondern durch
den Verweis auf die biologische Wesensbestimmung, die Wünsche und die
Freiwilligkeit Schwarzer Frauen, verschleiert werden. Während Jezebel selbst
den vermeintlichen Wunsch hat, in häufigen sexuellen Kontakt zu treten,
verrichtet Mammy aufgrund ihrer liebevollen, treuen und loyalen Art die
Arbeiten in der Reproduktionssphäre. „They saw her as the embodiment of woman as passive nutrurer, a mother
figure who gave all without expectation of return, who not only acknowledged
her inferiority to whites but who loved them“ (hooks 1992: 85 f.). Zwar
umfasst die Darstellung des Aufgabenbereiches im wesentlichen die Betreuung und
Versorgung der weißen Kinder, jedoch bedeutet dies nicht, dass damit
zugleich Schwarzen Frauen zugetraut wird, ihre eigenen Kinder versorgen zu
können. „The ideology of Mammy
placed no value in Black women as the mothers of their own children. Rather,
whites claimed Mammy's total devotion to the master's children, without regard
to the fate of Mammy's own offspring. (Roberts 1993: 12). Auch die
Betreuung der weißen Kinder geschah immer unter ständiger
Beaufsichtigung der weißen Herrin, da den Schwarzen Frauen eine
moralische Integrität abgesprochen wurde. Somit hatte die Mammy keine „real authority over either the white children
she raised or the Black children she bore“ (Roberts 2017: 13). Die
Gleichsetzung der Schwarzen Frau mit dem Dienstmädchen schlechthin wirkte sich
nicht nur auf den Aufgabenbereich Schwarzer Frauen in der Zeit nach der
Sklaverei aus, sondern beeinflusst bis heute die beruflichen Perspektiven von
Schwarzen Frauen. Angela Davis spricht in diesem Zusammenhang von „einer
tautologischen Definition der Schwarzen als Diener“ (Davis 1982: 92).
Auch die Figur der Mammy lässt sich
innerhalb der amerikanischen Kultur identifizieren. Eine der ersten
literarischen Darstellungen findet sich in dem von Harriet Beecher-Stowe verfassten
Roman „Onkel Toms Hütte wieder. Toms Frau, 'Tante Chloe' entspricht sowohl äußerlich
– „ihr ganzes dickes Gesicht strahlt unter ihrem gut gestärkten karierten
Turban“ (Beecher-Stowe 1977: 31) – als auch charakterlich dem Idealbild der
Schwarzen Haushälterin. Sie leistet die Arbeit mit „Leib und Seele“ (ebd.). Das
Verhältnis zwischen weißer Familie und Schwarzer Sklavin erscheint als
eine freiwillige und freudige Unterordnung. Auch in der Beschreibung des
Verhältnisses zu den Kindern drückt sich die stereotype Wahrnehmung Schwarzer Weiblichkeit aus. Während 'Tante'
Chloe, George Shelby, den Sohn des weißen Sklavenhalters umsorgt und ihn
beim Essen ein „Goldkind“ (ebd.: 34) nennt, droht sie ihren eigenen Kindern mit
Schlägen und bezeichnet diese als „Nigger“ (ebd.).[3]
Die Konstruktion der Mammy bzw. die Figur der Schwarzen liebevollen
Haushälterin tritt in zahlreichen weiteren Romanen der US-amerikanischen
Literatur auf (vgl. Faulkner 1956: 40 f.; vgl. McCullers: 1967). Als Trademark
für unterschiedliche Produkte wird das Bild der Schwarzen Frau als „docile and
servile“ (Kern-Foxworth 1994: 63) und als Versorgerin des weißen
Haushaltes bis in die heutige Zeit verbreitet und reproduziert. So wurde die
Figur der Mammy in Form der 'Aunt Jemima' „reinvented as repository of Old
South romance and 'modern' domestic convenience“ (Roberts 1994: 157) und ziert
beispielsweise Pancake Packungen oder Sirupflaschen. Die Abbildung der Aunt
Jemima auf den Produkten entspricht dabei der stereotypen Darstellung
weiblicher Schwarzer Hausangestellter.
Es lassen sich bei beiden Figuren – der
Mammy und der Jezebel - unterschiedliche Berührungspunkte ausmachen. So kommt
es bei beiden Stereotypen zu einem Ineinandergreifen von Sexismus und
Rassismus. Ausgehend von der Vorstellung Schwarzer Weiblichkeit, sei es nun in
Form der promiskuitiven Jezebel oder der unterwürfigen Mammy, findet die
soziale Stellung Schwarzer Frauen ihre Legitimierung. Die Ausbeutung der
Arbeitskraft sowie die sexuelle und emotionale Ausbeutung Schwarzer Frauen
lasse sich demnach auf die Wünsche, Bedürfnisse und Wesenhaftigkeit eben dieser
zurückführen. Die Gleichsetzung der Schwarzen Frau mit der Figur der Jezebel
oder der Mammy beinhaltet zugleich ein Absprechen der Fähigkeiten als Mutter.
Beiden fehle jedwede moralische Autorität, die für die Erziehung von Kindern
unabdingbar sei. Eine solche lasse sich eben nur bei den weißen Herrinnen
ausmachen. Diese Vorstellung von Schwarzer Mutterschaft manifestiert sich nicht
nur im Umgang mit Schwarzen Frauen während der Epoche der Sklaverei. Beide
Stereotypen weisen zudem eine Kontinuität auf und finden sich in
unterschiedlichen aktuellen soziopolitischen und kulturellen Diskursen wieder
und beeinflussen bis heute die Wahrnehmung und die politische
Auseinandersetzung um Schwarze Mutterschaft in den USA.
5. Die soziale Stellung Schwarzer
Frauen nach der Sklaverei
Trotz der Abschaffung der Sklaverei im
Jahre 1865 blieben die spezifischen Vorstellungen von Schwarzer Weiblichkeit
erhalten. Das Zusammenwirken aus rassistischen und sexistischen Stereotypen und
den ökonomischen Zwängen fesselte die Schwarze Frau auch in der Epoche nach der
Sklaverei an die alten Lebensumstände. Die Freisetzung aus der Sklaverei
bedeutete dementsprechen weiterhin in Verhältnissen zu arbeiten, die sich von
denen der weißen Frauen unterschieden. Zum einen zwang die Nichtvergabe
von Land im Süden der USA viele zurück auf die Plantagen „under circumstances
scarcely more favorable than those prevailing before the war“ (Franklin/Moss
1994: 232). So gaben im Jahre 1870 mehr als vier von zehn Schwarzen
verheirateten Frauen an, als Feldarbeiterinnen beschäftigt zu sein, wohingegen
98,4 % der weißen Frauen keiner entlohnten Arbeit nachgingen (vgl. Jones
1985: 63). „Form most black women
then, freedom had very little to do with individual opportunity or independence
in the modern sense“ (Jones 1985: 63). Zum anderen führte die geringe Entlohnung
Schwarzer Männer dazu, dass auch ihre Frauen zur finanziellen Versorgung der Familie
beitragen mussten. Nach dem
Ende der Sklaverei „large numbers of the newly-freed people legalized long-term
slave unions by marrying“ (Omolade 1987: 250). Dabei bildete das Vorbild
für die Art des Zusammenlebens, dass der weißen Familien. Die weiße Norm
von Ehe, Familie und Mutterschaft blieb jedoch für die Schwarze Bevölkerung
unerreichbar. „Economic pressures prevailed over marital custom“ (ebd.: 252).
Das weiße Idealbild der Frau als Hausfrau und Mutter konnte nicht
erfüllt werden. Als Arbeitende entsprachen Schwarzen Frauen eben nicht der
'allgemeinen' Vorstellung von Frauen, die sich in der Sphäre der Reproduktion
aufzuhalten haben und sich von ihrem Mann versorgen lassen. „Women who worked for wages were considered
deviant and neglectful. The conception of motherhood fined to the home and
opposed to wage of labor never applied to Black women“ (Roberts 2017: 15).
Während im Süden der USA der Großteil der
Schwarzen Frauen auf Feldern arbeitete, wurden sie im Norden in den weißen
Haushalten beschäftigt. Gerade die virulenten rassistischen und sexistischen
Stereotype fesselte viele an die gewohnten Arbeiten. Insbesondere die Gleichsetzung
von Schwarzen Frauen mit einer hingebungsvollen Versorgung von weißen Haushalten
blieb eine dominante Sichtweise auf die Arbeitskraft von Schwarzen Frauen. „In general, black women's work in
the North was synonymous with domestic service; although the racial caste
system was more overtly brutal in the South, white Americans regardless of
regional affiliation relegated black women to this lowliest occupational
status“ (ebd.: 164). Besonders diese Arbeit reproduziert nicht zuletzt
auch das alte Verhältnis zwischen Sklavenhaltern und Sklavinnen. Die
Anforderungen und Erwartungen an die Schwarzen Frauen verunmöglichten für viele
den Kontakt zur eigenen Familie:
„But this appreciation of the
black mammy is always of the foster mammy, not of the mother in her home,
attending to her own babies. And as the colored mother has retreated to her own
home, the master class has cried out against her. 'She is thriftless and
stupid,' the white mother says, 'when she refuses to nurse my baby and stays
with her own'“ (Du Bois 1912: 78).
Sie hatten nicht die Möglichkeit, sich in
derselben Intensität und Weise ihren Kinder zu widmen, wie es weiße
Frauen taten. Diejenigen Schwarzen Frauen, die auch als Hausfrauen tätig waren,
wurden als faul und arbeitsscheu wahrgenommen. Eine solche Wahrnehmung lässt
sich auf das weiße Verständnis von Arbeit zurückführen. „Black women who eschewed work under
the direct supervision of former masters did not really 'work' at all,
regardless of their family household responsibilities“ (Jones 1985: 59).
4.1. 'black single motherhood' und
'welfare queen - Zur Kontinuität von Stereotypen
Die Zuschreibungen, die Schwarze Frauen
während und auch nach der Sklaverei erfahren haben, lassen sich historisch in
unterschiedlichen soziopolitischen Diskursen der USA ausmachen und
beeinflussten zugleich ihre gesellschaftliche Stellung. Die Konstruktionen
blieben im Kern unverändert, traten jedoch in unterschiedlicher Weise und
Zusammenhängen wieder auf. Ab dem 20. Jahrhundert kam es zunehmend zu einer
Verwissenschaftlichung des Diskurses um Schwarze Weiblichkeit. Dabei wurde die
Auseinandersetzung und Konstruktion von Schwarzer Weiblichkeit und der
(Un-)Fähigkeit zur Mutterschaft vermittelt über eine Betrachtung der Struktur
Schwarzer Familien geführt (vgl. Feder 2007: 85). Eine zentrale Rolle nahmen
dabei die Sozialwissenschaften ein. Auf ihre 'Erkenntnisse' über die
spezifische Struktur von afroamerikanischen Familien konnte der Staat
zurückgreifen, wenn es um die Legitimierung von sozialen Kontrollen und der
Regulierungen der Schwarzen Bevölkerung ging. Eine Fokussierung auf die
Struktur Schwarzer Familien setzte bereits in den 1930er und 40er Jahren ein.
Die unterschiedlichen Veröffentlichungen hatten die Absicht, zu ergründen, was
zum einen die Ursachen für die Fragilität Schwarzer Familien seien und zum
anderen den sozialen und ökonomischen Ausschluss der Schwarzen Bevölkerung zu
erklären. Dabei wurde jedoch nicht etwa die rassistische Diskriminierung
benannt, als Auslöser für „Arbeitslosigkeit, schlechte Wohnverhältnisse,
unzulängliche Schuldbildung und medizinische Unterversorgung“ (Davis 1982: 18),
sondern es wurde die These aufgestellt, dass die sich unter den Bedingungen der
Sklaverei herausgebildete dominante, eigenständige und unabhängige Rolle
Schwarzer Frauen innerhalb der Sklavengemeinschaft für die Missstände innerhalb
der Schwarzen Bevölkerung heute verantwortlich sei. Denn während die Schwarzen
Frauen zum einen durch ihre spezifische Rolle die Stellung der Schwarzen Männer
in Frage stellten, sahen diese sich zugleich auch durch die Bedingungen der
Sklaverei in ihrer Männlichkeit bedroht. Nicht nur die Unterwerfung durch die weißen,
sondern auch die Stellung der Schwarzen Frau innerhalb der Familie habe die
Verantwortungslosigkeit Schwarzer Männer befördert und führte dementsprechend
zu dem hohen Anteil an alleinstehenden Schwarzen Müttern. In diesem Sinne galt
die alleinstehende Schwarze Frau als Synonym für die Schwarze Familienstruktur.
Durch die Kontinuität der umgekehrten Rollenverteilungen sei diese Struktur
auch in der Epoche nach der Sklaverei aufrechterhalten worden (vgl. Frazier 325
ff.). In diesem Sinne galt die Schwarze Familie im Verhältnis zur weißen
viktorianischen Familie als dysfunktional.
Die Annahme, in deren Mittelpunkt die
Schwarze Frau als Schuldige für die sozialen Missstände der Schwarzen
Bevölkerung herhalten musste, wurde in den 60er Jahren wieder aufgegriffen und
verdichtete sich in der Vorstellung von einem Schwarzen Matriarchats. Der Mythos
eines Schwarzen Matriarchats knüpfte an die Idee der dominanten und
unabhängigen Schwarzen Frau an und machte diese nicht nur verantwortlich für
den Zerfall Schwarzer Familien, sondern für den sozialen und ökonomischen
Ausschluss der Schwarzen Bevölkerung im Allgemeinen. In diesem Kontext ist
insbesondere eine im Jahre 1965 durch den US-amerikanischen Staat in Auftrag
gegebene Studie zu nennen, die durch den amerikanischen Soziologen und
Staatssekretär im Arbeitsministerium Daniel Patrick Moynihan verfasst wurde.
Der Bericht „The Negro Family: A Case for National Action“ geht davon aus, dass
„at the heart of the deterioration of the fabric of Negro society is the deterioration
of the Negro family. It is the fundamental source of the weakness of the Negro
community at the present time“ (Moynihan 1965: 5). Die Schwarze Bevölkerung sei
„forced into a matriarchal structure, which, because it is so out of line with
the rest of the American society, seriously retards the progress of the group
as a whole“ (ebd.: 29). In dieser Studie wird auf Grundlage unterschiedlicher
Datensätze eine kausale Verbindung zwischen den sozialen und ökonomischen Problemen
der Schwarzen Bevölkerung und der vermeintlichen matriarchalen Familienstruktur
hergestellt. Auch hier wird nicht die rassistische Diskriminierung als Ursache
ausgemacht, sondern das Fehlen einer männlichen Autorität. Die Schwarze Kultur
stellt für Moynihan eine „tangle of pathology“ (ebd.: 45) dar, die „capable of
perpetuating itself without assistance from the white world“ (ebd.: 47). Die
durch das Schwarze Matriarchat ausgelöste Instabilität der Familie, die sich
zum einen in einer erhöhten Rate an Familien „headed by females“ (ebd.: 9)
äußere und zum anderen in der hohen Anzahl an „illegitimate children“ (ebd.:
7), sei das Hindernis für die soziale und ökonomische Gleichheit. Die
Abwesenheit von Vätern führe nicht nur zu einem Scheitern der Kinder in der
Schule, sondern zu einer gesellschaftlichen Desintegration dieser im
Allgemeinen (vgl. ebd.: 25 ff.). Die matriarchale Familienstruktur „has Led
to a Startling Increase in Welfare Dependency“ (ebd.: 12). Da diese sich
innerhalb der USA als dysfunktional erweist, ergibt sich hieraus, dass eine
Reformierung der Schwarzen Familie notwendig sei. Die vermeintliche
Dysfunktionalität untermauert zudem die weiße Annahme einer Inferiorität
Schwarzer Kultur im Allgemeinen (vgl. Collins 1989: 878). Ausgehend von den
angeblichen Folgen, die eine Abwesenheit von Schwarzen Vätern hätte, ist „der
polemische Schluss des Moynihan-Reports (…) die Aufforderung, männliche
Autorität (gemeint ist natürlich männliche Vorherrschaft) in der schwarzen
Familie und der Gemeinschaft überhaupt einzuführen“ (Davis 1982: 18). Die
Reformierung der Schwarzen Familie bedeutet demnach eine Remaskuliniserung
Schwarzer Männer und die Integration bzw. Angleichung Schwarzer Familien an die
patriarchale Gesellschaftsordnung.
Die Konstruktion eines Schwarzen
Matriarchats blieb keineswegs unwidersprochen. So verwiesen unterschiedliche
soziologische und historische Studien zum einen auf die dominante Rolle von
Schwarzen Männern innerhalb der Sklavenfamilien hin und zum anderen wurde
dargelegt, dass das Konzept der weißen Familie sich grundlegend von dem
der Sklavenfamilie unterscheide und nicht einfach in Verhältnis gesetzt werden
könne. So begriffen Schwarze Sklav_innen als 'Familie' das, „was Soziologen heute die 'erweiterte
Familie' nennen“ (Finzsch 2002: 262). Zur Familie gehörten demnach auch „die
erwachsenen Schwestern und Brüder mit ihren Kindern (…), während die
Sklavenbesitzer von der Konstruktion einer Einheit ausgingen, die im
wesentlichen einer modernen Kernfamilie entsprach“ (ebd.). Für Angela
Davis negiert die Idee eines Schwarzen Matriarchats nicht nur die realen
sozialen Verhältnisse heute, sondern auch das Leid, das Schwarzen Frauen in der
Geschichte zugefügt wurde:
„The
designation of the black woman as a matriarch is a cruel misnomer. It is a
misnomer because it implies stable kinship structures within which the mother
exercises decisive authority. It is cruel because it ignores the profound
traumas the black woman must have experienced when she had to surrender her
child-bearing to alien and predatory economic interests“ (Davis 1972: 84)
Der Begriff des Matriarchats impliziert,
dass es eine soziale Ordnung gebe, in der Frauen über soziale und politische
Macht verfügten, also ein Zustand, der nicht ansatzweise die gesellschaftliche
Stellung Schwarzer Frauen widerspiegelte (vgl. hooks 1992: 72). Trotz dieser Interventionen
setzte sich die Annahme von der dominanten Schwarzen Frau als Quelle für die
soziale wie auch ökonomische Desintegration der Schwarzen Bevölkerung durch.
Obwohl die These vom Schwarzen Matriarchat bereits vor dem Bericht existierte,
schaffte es der 'Moynihan-Report' sowohl wissenschaftliche als auch populäre
Diskurse miteinander zu verbinden, sodass dem Text „eine Brückenfunktion in der
Erweiterung des Diskurses zukommt, ohne dass in diesem 'Bericht' neue Argumente
oder 'wissenschaftliche' Erkenntnisse vorgelegt wurden, die vorher nicht
verhandelt worden wären“ (Finzsch 2002: 268). Mit dem Bericht rückte die
Schwarze Frau ein weiteres Mal in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Es
„scheint sich eine
diskursive Formation verfestigt zu haben, die erstens die defizitäre schwarze
Familie ursächlich verantwortlich für die Misere der afroamerikanischen
Gemeinschaft macht und zweitens die Rolle der Frauen innerhalb dieser Familie
kritisch beurteilt. Im Zentrum der afroamerikanischen Familie steht demnach die
alleinerziehende matriarchale Frau, die sexuelle Bindungen zu verschiedenen
Männern eingeht, die aber für die pädagogische und sexuelle Orientierung der
Kinder, die diesen Bindungen entstammen, unbedeutend ist“ (ebd.: 268).
Die Schwarze Familie wird auf der Basis
von 'wissenschaftlichen' Ergebnissen pathologisiert. Vermittelt über die
Pathologisierung wird auch die Wahrnehmung des Verhältnisses von Schwarzer
Weiblichkeit und Mutterschaft verfestigt. In dieser Auffassung sei die Schwarze
alleinerziehende Mutter aufgrund ihres Charakters nicht in der Lage, ihre –
nicht ehelich gezeugten – Kinder auf die gesellschaftlichen Anforderungen
vorzubereiten. In diesem Bild der Schwarzen Mutter ist sowohl das Stereotyp der
Mammy als auch das der Jezebel enthalten. Die hohe Anzahl an alleinerziehenden
Müttern sei nicht zuletzt auch auf den häufig wechselnden außerehelichen
Geschlechtsverkehr Schwarzer Frau zurückzuführen. Das Bild der Schwarzen Frau
als promiskuitiv, als Jezebel, drückt sich hier aus. Das Thema der fehlenden
moralischen Autorität und der Vernachlässigung hingegen lässt sich auf das Bild
der Mammy zurückführen. Es zeigt sich, dass die Konstruktion der 'single black
motherhood' keine rein objektive wissenschaftliche und wertneutrale Kategorie
bildet, die sich aus der Analyse von Datensätzen heraus ergibt, wie der
'Moynihan-Report' impliziert, sondern dass diese unterfüttert ist mit
traditionellen rassistischen und sexistischen Stereotypen aus der Epoche der
Sklaverei. „This thinking held that Black matriarchs damages their families in
two ways: they demoralized Black men and they transmitted a pathological
lifestyle to their children, perpetuating poverty and antisocial behavior from
one generation to the next“ (Roberts 2017: 16). Die Perpetuierung der Armut
geht dabei mit einer Inanspruchnahme von staatlichen Leistungen einher. Im
Gegensatz zur Sklaverei wird die Fähigkeit zur Mutterschaft auf der Basis von
'Wissenschaft' abgesprochen und legitimiert dadurch zugleich die staatliche
Kontrolle über die Reproduktion von Schwarzen Frauen. Insbesondere der Staat
hat aufgrund des 'Zusammenhanges' zwischen staatlicher Hilfe und single black
motherhood ein Interesse an einer kontrollierten bzw. regulierten Reproduktion
der Schwarzen Bevölkerung. Hiervon ausgehend wird die 'single black motherhood'
zu einem der zentralen sozialen Probleme der USA erhoben, obwohl es rein
statistisch gesehen „more white babies than Black babies born to single
mothers“ (ebd.: 17) gibt. Das Bild der Schwarzen alleinerziehenden Mutter, die
auf staatliche Unterstützung angewiesen sei, wurde später von Ronald Reagen in
seinem Wahlkampf in der Figur der 'welfare queen' aufgegriffen und für
Rücknahme von staatlichen Sozialleistungen im Sinne seiner neoliberalen
politischen Ausrichtung benutzt:
„By
1979, the idea of mothering poor children and children of color was under
direkt attack. Ronald Reagan was running for president on a platform that
criminalized the 'welfare queen', a figure he invented in order to sell a
neoliberal vision that insisted education, housing, and orther social issues
were not collective but individual issues“ (Gumbs 2016: 26).
Reagan führte in einer Wahlkampfrede eine
Sozialhilfeempfängerin an, die Leistungen durch die Annahme unterschiedlicher
Identitäten erschlichen haben soll. Diese habe zugleich mit der Absicht einer
Inanspruchnahme von staatlichen Geldern eine hohe Anzahl an unehelichen Kindern
gezeugt. Ausgehend von dem öffentlichen Bild Schwarzer Frauen und Mütter war es
nicht mehr notwendig, die 'welfare queen' als Schwarz zu markieren, da dies
bereits im Diskurs um Fragilität Schwarzer Familien und der Inanspruchnahme von
Sozialleistungen stattgefunden hatte. Obwohl ein solcher Betrug nicht
nachgewiesen werden konnte, „the picture of reckless Black fertility is made
all the more frightening by a more devious notion of Black women's
childbearing. Poor Black mother do not simply procreate irresponsibly; they
purposely have more and more children to manipulate taxpayers into giving them
more money“ (Roberts 2017: 17). In der Konstruktion der 'welfare queen' trat
nochmal das Stereotyp der promiskuitiven Schwarzen Frau verstärkt hervor, die
aus einem finanziellen Anreiz heraus Kinder zeugt und dabei die Versorgung und
Erziehung eben dieser als irrelevant erachtet.
Eine solche Wahrnehmung von Schwarzer
Mutterschaft wird in der Musik unterschiedlicher Schwarzer Künstler_innen
konterkariert. Speziell im Rap nimmt die Darstellung der eigenen Mutter eine
zentrale Rolle ein. Dabei werden in einer romantisierenden, überhöhenden, fast
schon ödipalen Form die Fürsorge und die Aufopferung der eigenen Mutter im
Kontext von ökonomischer und sozialer Ausgrenzung besungen. Die Texte der
Künstler_innen bilden eine Art von Gegen-Narrativ. Ein solches findet sich beispielsweise in dem
Track von Kanye West mit dem Titel „Hey Mama“ wieder:
„I want to tell the whole world about a friend of mine
This little light of mine, I'm feelin' let it shine
(…) I was 3 years old when you and I move to the chi
Late december, harsh winter gave me a cold
You fix me up something that was good for my soul
Famous homemade chicken soup, can I have another bowl
(hey mama)
You work late nights just to keep on the lights
Mommy got me training wheels so I can keep on my bike
And you would give me anything in this world“ (West
2005)
Kanye stellt die doppelte Belastung von
Arbeit und Reproduktionsarbeit dar, die einer Frau und einer alleinerziehenden
Frau im Besonderen zukommt. Dem Bild der 'black single motherhood', die von der
Inanspruchnahme von Sozialleistungen lebt und diese den Kindern vorenthält,
wird hier die Darstellung einer unterstützenden, hingebungsvollen und fürsorglichen
Mutter entgegensetzt. Auch bei anderen Künstler_innen finden sich solche
Gegen-Narrative. Die Soulsängerin Janelle Monae beispielsweise setzt sich in
ihrem Track „Ghetto Woman“ konkret mit dem Verhältnis zwischen der sozialen
Wirklichkeit und der gesellschaftlichen Wahrnehmung Schwarzer Frauen
auseinander:
„Carry on, ghetto woman
I see you working night to morning light yet no one
cares
Carry on, ghetto woman
Cause even though they laugh and talk about the
clothes you wear
(…) Even when the news portrays you less than you
could be
I wish they could just realize
All you ever needed was someone to free your mind“
(Monae 2013)
Obwohl die Mutter eine prekäre Stellung
hat, bleibt dies gesellschaftlich unberücksichtigt. Vielmehr drücken sich ihr
gegenüber zum einen sozialchauvinistische Ressentiments aus und zum anderen
wird in der Öffentlichkeit ein gegenteiliges Bild ihrer Person gezeichnet. Der
Prozess der Umkehrung bzw. Verdrehung, die hier beschrieben wird, ist als eine
Referenz auf den Diskurs der 'welfare queen' und des 'black matriarchat' zu
interpretieren. Der Verleugnung und Entwertung, die der Schwarzen Mutter
entgegengebracht wird, hält die Sängerin die reale soziale Situation Schwarzer
Mütter entgegen. Der Refrain, der aus dem wiederholten „carry on, ghetto woman“
besteht, beinhaltet ein 'empowerndes' Moment. Durch den Hinweis
auf die Sichtbarkeit ihrer Person und ihrer Arbeit soll es die Schwarze Frau
bestärken bzw. sie im Kontext des gesellschaftlichen Ausschlusses stützen.
Trotz dieser Gegen-Narrative muss darauf
verwiesen werden, dass im Rap auch gleichzeitig eine Abwertung von Schwarzer
Mutterschaft ausdrückt wird. Während die eigene Mutter als eine gegen die Armut
kämpfende, aufopfernde Frau präsentiert wird,
wird die Beschreibung der Mutter der eigenen Kinder dem Bild der eigenen
Mutter diametral entgegensetzt. „They do not give their female peers, baby
mamas the same face space and expression of love“ (Tyree 2009: 56). Eine solch
devaluierende Darstellung Schwarzer Mutterschaft findet sich in dem von 2Pac im
Jahre 1996 herausgegebenen Track mit dem Titel „Wonda Why They Call U Bitch“:
„You wonda why they call you bitch
(…) But you's a money-hungry woman and you
need to change
(…) It was said you were sleezy, even easy
Sleepin' around for what you need, see
Sleepin' around for what you need, see
(…) You leave your kids with your mama
‘Cause your headin' for the club
In a skin-tight miniskirt, lookin' for some love
Got them legs wide open while you're sittin' at the bar
‘Cause your headin' for the club
In a skin-tight miniskirt, lookin' for some love
Got them legs wide open while you're sittin' at the bar
(…) I guess times gettin' hard, even
harder for you
‘Cause hey now, got a baby on the way now
More money from the county, and thanks to the welfare
You're about to get your hair done“ (2Pac: 1996)
‘Cause hey now, got a baby on the way now
More money from the county, and thanks to the welfare
You're about to get your hair done“ (2Pac: 1996)
Ähnlich wie im Track von N.W.A findet auch
hier eine Entmenschlichung Schwarzer Frauen durch die Verwendung des Begriffes
'bitch' statt. Jedoch wird nicht die Figur der Jezebel rezipiert, sondern das
Bild der 'welfare queen'. 2Pac reproduziert alle Facetten, die das Stereotyp
der 'welfare queen' umfassen. Es wird nicht nur eine unverantwortliche,
alleinerziehende, promiskuitive Mutter beschrieben, die den häufig wechselnden
Kontakt zur gezielten Zeugung von Kindern für den Erhalt staatlicher
Unterstützungen nutzte, welche dem Stereotyp entsprechend nicht für die eigenen
Kinder entäußert werde, sondern für sich selbst. Zur Veranschaulichung der
unterschiedlichen und entgegensetzenden Konstruktionen von Schwarzer
Mutterschaft in Raptexten sei auf das Lied „Dear Mammy“ von 2Pac verwiesen.
In
diesem nimmt die – eigene – Mutter im Unterschied zum Track „Wonda Why They
Call U Bitch“ eine positive Funktion ein. 2Pac schafft es in diesem Sinne
sowohl Schwarze Mutterschaft aufzuwerten als auch rassistische und sexistische
Vorstellungen zu bedienen. Lieder wie „Wonda Why They Call U Bitch“
konterkarieren die wichtigen Gegen-Narrative. Sie tragen mit dazu bei, dass sich
Stereotypen wie das der 'welfare queen' oder der Jezebel gesellschaftlich
durchsetzen und eine ideologische Legitimierung für den staatlichen Zugriff auf
Schwarze Frauen, ihre Körper und ihre Reproduktionsfähigkeit schaffen. „This view
of Black motherhood provides the rationale for society's restrictions on Black
female fertility“ (Roberts 1991: 1444).
5. Der staatliche Zugriff auf Schwarze
Körper und Mutterschaft
Ein solcher Zugriff erfolgte in den
letzten Jahrzehnten dabei im Wesentlichen auf zwei Ebenen. Zum einen durch
einen überproportionalen staatlichen Kindesentzug und zum anderen durch eine
permanente Verunmöglichung von Schwarzer Mutterschaft durch Sterilisation. In
den USA wurde Ende der 1960er von unterschiedlichen Seiten die Forderung an den
Staat gestellt, die Kontrolle und die Intervention in Familien zu verschärfen.
Die Absicht „to overcome poverty have resulted in concern over
'disadvantaged' child“ (Wald 1975: 985 f.). Die Fokussierung auf das
Wohlergehen der Kinder mit der Absicht der Armutsbekämpfung führte folglich zu
einer Fixierung auf „family failures as the cause of 'disadvantage' and to
support state intervention earlier in overcome these 'disatvantages'“ (ebd.:
986). Anknüpfend an die 'Erkenntnisse' des Mohyani-Reports rückten dabei
verhältnismäßig mehr Schwarze als weiße Familien in das Blickfeld der
Behörden. Die erwünschte Norm, in der Kinder aufzuwachsen hätten, bildete die weiße
Kernfamilie. Die Einschätzung, dass Schwarze Familien sich durch eine hohe Instabilität,
durch eine Vernachlässigung der Kinder und durch die Tradierung eines
bestimmten pathologischen Lebensstils auszeichneten und dies wiederum eine
Rückwirkung auf die ganze Gesellschaft habe, führte zu der Notwendigkeit eines
staatlichen Eingriffes. Auch das Konzept der erweiterten Familie wurde als
normabweichend angesehen. „Misunderstood and misinterpreted
cultural patterns have generated the placement in foster homes and institutions
of many minority children who are not abused or neglected“ (ebd.). Daraus
resultiert auch, dass „disproportionate number of minority
children are placed by the child welfare system in foster homes and
institutions“ (Stack 1983: 541). Der überproportionale Eingriff in
Schwarze Familien durch den Staat hinterlässt nicht zuletzt auch ein Misstrauen
innerhalb der Schwarzen Bevölkerung. Die Thematisierung und Auseinandersetzung
mit Kindesentziehung in der eigenen Familie oder bei Bekannten durch das
Jugendamt und die Unterbringung in Pflegefamilien findet dementsprechend auch
Ausdruck in unterschiedlichen Textformen. So behandelt auch Kendrick Lamar in
seinem autobiografischen Song „Sing About Me, I'm Dying of Thirst“ das
Aufwachsen in Pflegefamilien. Er stellt die negativen Erfahrungen von Kindern
aus Pflegefamilien in einen kausalen Zusammenhang mit ihrer späteren sozialen
und ökonomischen Ausgrenzung:
„This is
the life of another girl damaged by the system
These
foster homes, I run away and never do miss 'em“ (Kendrick Lamar 2012)
Das Misstrauen gegenüber dem Staat und die
Auswirkungen des Aufwachsens innerhalb von Pflegefamilien findet sich auch beim
Rapper The Game wieder.
„So he
moved in with me, my mama, and my sisters
Couldn't
let him go to foster care 'cause she ain't trust the system
So she
took care of him like he was me
Gave us
everythin' she could back when shit was all good“ (The Game)
Dieser beschreibt, inwieweit Freunde oder
Ähnliches für Kinder die Familienfunktion einnehmen. Das Konzept der
erweiterten Familie, der community, wird in Bewusstsein über die Bedeutung und
Folgen des Aufwachsens innerhalb fremder Familien in Stellung gebracht gegen
den staatlichen Zugriff. Neben Kendrick Lamar und The Game erfuhr auch der
Bürgerrechtler Malcom X einen solchen Eingriff. In seiner Autobiografie
schreibt er dazu, „soon the state people were making plans to take over all of
my mother's children“ (Malcom Little 1978: 20). In dieser Maßnahme drückt sich
für ihn die historische Beziehung zwischen Sklavenhalter und Sklavinnen aus.
Durch die Entmündigung der Schwarzen Frau, der Aberkennung über die
Verfügungsgewalt und dem Entzug der Kinder unter die Kontrolle eines weißen Mannes
werde das alte System reproduziert und finde in neuer Form seine Anwendung. „A
Judge (...) had authority over me and all of my brothers and sisters. We were
"state children," court wards; he had the full say-so over us. A
white man in charge of a black (...) children! Nothing but legal, modern
slavery-however kindly intentioned“ (ebd.: 21).
Neben dem Kindesentzug bildete die
Sterilisation den zweiten Eingriff in den Komplex von Schwarzer Mutterschaft.
Sie stellt ihre Negation schlechthin dar. Die Maßnahme der Sterilisation
betrifft nicht ausschließlich nur Schwarze Frauen, sondern auch andere Women of
Color sind betroffen, sowie Frauen aus der Unterschicht. In den 1970er Jahren
kam es vonseiten des Staates zu einer Streichung der öffentlichen Mittel für
Abtreibungen, sodass insbesondere Schwarzen und verarmten Frauen das Recht auf
eine legale Abtreibung genommen wurde. Da hingegen „die operative Sterilisation
(…) weiterhin durchgeführt wird, sehen sich mehr und mehr Arme Frauen
gezwungen, die dauernde Unfruchtbarkeit zu wählen“ (Davis 1982: 197). Bis heute
subventioniert der Staat die Sterilisation und perpetuiert damit den Anreiz für
viele arme und Schwarze Frauen sich dieser zu unterziehen. Dabei bleibt eine
Informierung über andere Möglichkeiten der Verhütung oder die Möglichkeit einer
Abtreibung aus (vgl. Nsiah-Jefferson 1989: 326 f.). Somit bildet die
Sterilisation im Grunde genommen die einzige öffentlich finanzierte
Verhütungsmethode auf die arme und Women of Color zurückgreifen können. Neben
der Entscheidung zur Sterilisation, die aus einer staatlichen Nichtsubventionierung
resultiert, kam es auch zu vielen Fällen von „sterilization abuse“ (Petchesky
1979: 32).[4]Im
Jahre 1974 beispielsweise brachte eine gerichtliche Verhandlung in Alabama zu
Tage, dass zwischen 100.000-150.000 „women, most of them poor and/or
African-American adults, were sterilized without giving their informed consent“
(Hansen/King 2013: 249). Zudem wurde in der Verhandlung angegeben, „that an
indefinite number of poor people have been improperly coerced into accepting a
sterilization operation under the threat that various federally supported
welfare benefits would be withdrawn unless they submitted to irreversible sterilization“
(Weinberger 1974). Die überproportionale hohe Anzahl an Sterilisationen bei
Schwarzen Frauen und die damit verbundene Verhinderung Schwarzen Lebens lässt
sich auf die Vorstellung einer Minderwertigkeit Schwarzer Menschen zurückführen
und der Imaginierung einer Gefahr für die soziale Ordnung. Derartige eugenische
Positionen lassen sich bis heute in den USA ausmachen. „In 2005, former U.S.
Secretary of Education (…), publicly stated that aborting every Black baby
would decrease crime“ (Gumbs 2016: 20).
Die Abwertung von Schwarzer Mutterschaft
und die Konstruktion dieser als Gefahr für die soziale Ordnung ermöglichte
nicht nur vermehrte staatliche Interventionen, sondern die Intensivierung des
Diskurses im Zuge des Wahlkampfes von 1979 bestärkte und verstärkte zudem auch
die rassistischen und sexistischen Ressentiments innerhalb der Bevölkerung. So
wurden in den ersten Monaten des Jahres 1979 in Boston 12 Schwarze Frauen
ermordet. Und auch in anderen Teilen der USA kam es in demselben Jahr zu
körperlichen Übergriffen auf Schwarze Frauen (vgl. ebd.: 26).
6. Fazit
Um auf die eingangs gestellte Frage
einzugehen, wie historisch der gesellschaftliche Zugriff auf Schwarze Frauen
und Mutterschaft in den USA aussah bzw. aussieht, wurde zunächst die soziale
Stellung Schwarzer Frauen in der Epoche der Sklaverei beleuchtet. In dieser
verlor die Frau jede Autonomie über ihren eigenen Körper. Ihre Handlungen
blieben den Entscheidungen der weißen Sklavenhalter unterworfen. Ihre
Fähigkeit zur Reproduktion erlangte durch das Ende des internationalen
Sklavenhandels einen zentralen ökonomischen Stellenwert für den Sklavenhalter.
Die Schwarze Frau verlor nicht nur die Autonomie über ihren eigenen Körper,
sondern auch die Entscheidungsgewalt über das Schicksal ihrer Kinder. Die
Sklaverei legte den Grundstein für die Objektivierung der Schwarzen Frau, in
der ihr Körper und der Komplex um Mutterschaft zum Gegenstand der sozialen
Regulation wurde. Schwarze Mutterschaft als Ausdruck eines selbstbestimmten
Entschlusses existierte in der Regel nicht.
Sowohl die Ausbeutung der Arbeitskraft als
auch die sexuelle und emotionale Ausbeutung der Sklavinnen stehen im Kontext
sexistischer und rassistischer Vorstellung Schwarzer Weiblichkeit und wurden
durch diese rationalisiert. Diese sind dem weißen viktorianischen
Frauenbild – die Frau als verhäuslichtes, fürsorgliches und asexuelles Wesen –
diametral entgegengesetzt. Zum einen wird die Schwarze Frau in der Figur der
Jezebel als promiskuitiv und trickreich dargestellt und zum anderen in der
Figur der Mammy als weich und zugleich amoralisch. Beide Konstruktionen
ermöglichten einen spezifischen Zugriff auf den Schwarzen Körper. Während die
Figur der Jezebel die sexuelle Ausbeutung legitimierte, ermöglichte die Figur
der Mammy die Ausbeutung in der Reproduktionssphäre. Beide enthalten zugleich
eine Abwertung und das Absprechen der Fähigkeit zur Fürsorge, Betreuung und
Versorgung der eigenen Kinder. Trotz der Abschaffung der Sklaverei blieben die
Konstruktionen weiterhin virulent. Die neuen sozioökonomischen Bedingungen
zwangen die Schwarzen Frauen auch weiterhin ihre Arbeitskraft zu entäußern und
ermöglichten ihr kein wirkliches Heraustreten aus den alten Lebensbedingungen.
Die Schwarze Frau konnte dementsprechend auch nicht dem weißen Idealbild
der verhäuslichten Frau und Mutter entsprechen. Vielmehr tradierte sich die weiße
Wahrnehmung von Schwarzer Weiblichkeit und wurde ab dem 20. Jahrhundert zum
Gegenstand von wissenschaftlichen und politischen Diskursen. In diesen wurde
die vermeintliche Instabilität Schwarzer Familien und die soziale und
ökonomische Ausgrenzung Schwarzer Menschen nicht auf den Rassismus
zurückgeführt, sondern auf eine angebliche matriarchale Stellung Schwarzer
Frauen und das Fehlen Schwarzer Männlichkeit. Anknüpfend an das Stereotyp der
Jezebel und Mammy seien insbesondere ihre fehlende moralische Autorität und
ihre Promiskuität Ursache für die Dysfunktionalität und Pathologie Schwarzer
Familien und stellen somit eine Gefahr für die soziale Ordnung der USA im
Allgemeinen dar. In Folge dessen rückte das Bild der alleinstehenden Schwarzen
Frau und Mutter verstärkt in das Blickfeld der staatlichen Bevölkerungs- und
Sozialpolitik. Im Zuge der neoliberalen Ausrichtung Ronald Reagans
intensivierte sich der Diskurs um Schwarze Mutterschaft vermittelt über den
Themenkomplex von Sozialleistungen. Die 'black single mother' als 'welfare
queen' war fungierte innerhalb des Diskurses als Sinnbild für die
ungerechtfertigte und gezielte ausnutzende Inanspruchnahme von staatlichen
Geldern. Auf der Basis einer solchen Betrachtung und negativen Verortung von
Schwarzer Mutterschaft, erscheint von staatlicher Seite ein Eingreifen in die
Reproduktion Schwarzer Menschen und insbesondere ein Zugriff auf den Körper
Schwarzer Frauen als notwendig für die Stabilität der Gesellschaft. Ein solcher
Zugriff vollzog sich beispielsweise durch einen überproportional hohen
Kindesentzug von Schwarzer Müttern. Die Negation Schwarzer Mutterschaft
schlechthin bildeten die Sterilisation und der 'abuse' von Sterilisation an
Schwarzen Frauen.
Von der Epoche der Sklaverei an lassen
sich die rassistische und sexistische Vorstellungen von Schwarzer Weiblichkeit
auszumachen, die bis heute wirkmächtig sind. Hier nimmt für die Schwarzen
Frauen die Regulation, der Zugriff und der damit einhergehenden Verlustes der
Autonomie über den eigenen Körper und über die eigene Reproduktion ihren
Ausgangspunkt.
Diese Verhältnisse perpetuieren bzw.
drücken sich heute im Sprechen über die 'welfare queen' und die 'black single
motherhood' oder in staatlichen Interventionen wie dem Kindesentzug oder der
Nichtsubventionierung von Verhütungsmitteln aus. Es erscheint, dass eine
selbstbestimmte Reproduktion von Schwarzen Menschen in den USA unerwünscht sei.
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[1]In
der vorliegenden Arbeit bezeichnen die Begriffe Schwarz und weiß keine
phänotypischen Differenzierungsmerkmale, keine 'biologischen Tatsachen',
sondern sie werden vielmehr als Gesellschaftskonstrukte betrachtet. Mit der
Großschreibung des Begriffes Schwarz soll eben darauf verwiesen werden und
damit zugleich das widerständige Potenzial hervorheben, das in dieser politisch
strategischen Selbstbezeichnungspraxis eingeschrieben ist. Die Kategorie weiß
hingegen wird statt in der Großschreibung klein und kursiv geschrieben, um zum
einen den Konstruktionscharakter darzustellen und zum anderen „diese Kategorie
ganz bewusst von der Bedeutungsebene des Schwarzen Widerstandspotenzials, das
von Schwarzen und People of Color dieser Kategorie eingeschrieben worden ist,
abzugrenzen“ (Eggers/Kilomba/Piesche/Arndt 2009: 13).
Zudem wird im Falle einer unbestimmten Allgemeinheit das
Gender_gap verwendet. Der gap verweist auf Menschen, die sich nicht im
gesellschaftlich hegemonialen Zweigeschlechtersystem verorten lassen bzw.
verorten lassen wollen. Es dient als sprachliches Mittel zur Sichtbarmachung
von Menschen, die ansonsten, da sie sich jenseits des dominanten binären
Geschlechtermodells verorten, nicht berücksichtigt werden. Das Gender_gap
provoziert einen nicht 'normalen' Lesefluss. „Zwischen die Grenzen einer
rigiden Geschlechterordnung gesetzt, ist er die Verräumlichung des
Unsichtbaren, die permanente Möglichkeit des Unmöglichen. Mit dieser
Sichtbarmachung wird die Achse des zweigeschlechtlichen Imaginären auf jenen
Punkt hin dezentriert, der ihr das sichere Gefühl der Normalität versagt“ (S_he
2003). Es wird jedoch an einigen Stellen auf das Gender_gap verzichtet. In
diesen Fällen geht es darum Herrschaft, sichtbar zu machen und aufzuzeigen, von
wem diese ausgeht bzw. welche Gruppe diese erdulden muss.
[2]Dieses
Gesetz bricht mit der britischen Rechtsprechung, wonach Kinder dem Status des
Vaters folgten. Das Kind folgt zwar dem Status der Mutter, was jedoch nicht
bedeutet, dass diese frei über ihre Kinder verfügen könnten. Vielmehr stellte
das Kind den Besitz des Sklavenhalters dar. Obwohl ab 1664 alle Ehen zwischen
Schwarzen und weißen gesetzlich verboten wurden und ab 1792 weiße
für die Heirat mit einem Schwarzen Menschen bestraft wurden, blieb das
Verhältnis zwischen weißen Männern und Schwarzen Sklavinnen und
Bediensteten ein „commonplace and existed outside the laws“ (Omolade 1987:
244).
[3]Eine
kritische Auseinandersetzung mit der Darstellung Schwarzer Figuren in „Onkel
Toms Hütte“ ist deshalb notwendig, da das Werk als eine der ersten
Antisklaverei Novellen schlechthin gilt (Baldwin 1985: 29),
[4]In
diesem Kontext wird klar unterschieden zwischen einer selbstbestimmten
Sterilisation und „sterilization abuse“ (Petchesky 1979:32) von der
insbesondere Women of Color betroffen sind. Sterilization abbuse bedeutet
„whenever surgical sterilizations are performed under conditions that (…)
pressure an individual into agreeing to be sterilized, or obscure the risks,
consequences, and alternatives associated with sterilization. The term
"abuse" is meant to suggest forms of pressure short of blatant
coercion, which nevertheless are unfair or arbitrary“ (ebd.). Leider kann an
dieser Stelle nur kurz auf den Themenkomplex der sterilisation abuse
eingegangen werden.
___
Zitiervorschlag: Arwin
Mahdavi Naraghi (2018): "Schwarze Mutterschaft in den USA", online unter https://beyonce-seminar.blogspot.com/2018/03/schwarze-mutterschaft-in-den-usa.html
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